Oh Dopamin, Oh Dopamin!

Ein kleines Gedicht zum Nachdenken über eine der großartigsten Drogen unseres Gehirns – und dessen Nachteil bei „missbräuchlicher“ Herstellung. Zweiter Teil.

Oh Dopamin, oh Dopamin!

DU bist so geil, so wunderschön!

Oh Instagram, oh Instagram!

So bunt so Glitzer so perfekt so glam!

Endlich kann ich mich vergleichen,

in perfekten Posts meinen Selbstwert eichen.

Mit Filtern, Hashtags und jetzt auch als Reel,

Der Feed ist endlos – mir wird’s nie zu viel!

Stunde um Stunde scrolle ich umher.

Wie ich mich selbst danach finde? Weniger ist mehr!

Oh Dopamin, oh Dopamin!

DU bist so geil, so wunderschön!

Oh Facebook, oh Facebook!

Von dir krieg ich n Zucker Schock!

In unzähligen Gruppen lese ich stundenlang

die Kommentare von allen, geht mich zwar nichts an,

aber geils ist’s schon, das Verhalten von uns Menschen –

wir können ja auch nicht immer glänzen!

Fühlt sich an wie sozialer Zusammenhalt.

Hilft mir sehr – in meinem Herzchen ist es manchmal ganz kalt.

Oh Dopamin, oh Dopamin!

DU bist so geil, so wunderschön!

Oh TikTok, oh TikTok!

Klingst harmlos wie ein Flipflop!

Die lässt mich freundlich in dein Haus

und ziehst mir dann die Schuhe aus.

Massierst mir angenehm die Füße 

und schickst munter Dopamin Grüße.

Dein Algorithmus ist der Shit!

Den krieg ich nämlich gar nicht mit!

Mir einem Klick, fast schon gruselich,

kennst du mich besser als ich mich. 

Du stiehlst mir Aufmerksamkeit und Zeit,

doch irgendwie hab ich’s nie bereut.

Mein Belohnungssystem, du streckst es nieder!

Und ich verspreche dir: ich komm wieder!

Oh Dopamin, oh Dopamin!

DU bist so geil, so wunderschön!

Oh iPhone, Samsung, Huawei!

Die Freiheit ist endlich vorbei!

Freiwillig Handschellen würd ich nie tragen,

aber jederzeit nach dem WLAN Code fragen.

Mein Handyakku, der braucht immer Saft!

Interessiert mich viel mehr als meine eigene Kraft.

Und genieße ich nur ganz kurz mein Leben,

wird mir mein Handy neue Impulse geben.

Entspannung ist ein alter Hut,

ständige Erreichbarkeit – das tut mir gut!

Keine Kontrolle über meinen Tag,

das ist es, was ich mag!

Oh Dopamin, oh Dopamin!

DU bist so geil, so wunderschön!

So kann ich mir täglich beim Kacken

das dreckigste Dopamin rein sacken.

Ich lebe zwar völlig Motivationslos,

doch mein Dopaminspiegel, der ist richtig groß! 

Abgelenkt von allem, was ist,

hab ich mich lieber in die Online Welt verpisst.

Hier ist es gemütlich, trocken und warm,

die Menschen sind wie ich – wir sind uns so nah.

Der Algorithmus zeigt mir, was mich interessiert.

Der kennt mich besser als ich, hat mehr Zeit in mich investiert.

Oh Dopamin, oh Dopamin!

DU bist so geil, so wunderschön!

Und vergess ich mir vor lauter Scrollen den Arsch abzuswipen,

kann ich ja auf dem juckenden Po rumreiten.

Sicher interessiert das die TikTok Gemeinde!

Da gibt es nämlich keine Feinde.

Der Algorithmus ist so perfide,

Der zeigt mir sofort, was ich liebe.

Juhu, die nächste tolle App!

Freunde, ich bin dann mal weg!

Oh Dopamin, oh Dopamin!

DU bist so geil, so wunderschön!

Ganz selten kommt mir der Gedanke,

ob ich das so will – und ich schwanke:

Ob’s wirklich das ist was ich wirklich will?

Ein Glück piepst dann ganz schnell und schrill

mein Handy und gibt mir einen neuen Thrill!

Da hat doch wer mein Bild geliked 😍

Danke für den Input – der Gedanke ist vergessen,

dann muss ich mich auch nicht so stressen.

Ist doch alles gut so wie es ist.

Oh Dopamin, oh Dopamin!

DU bist so geil, so wunderschön!

Ich weiß, die Dosis macht das Gift.

Doch hab mir mein Hirn schon zugesifft.

Kann kaum mehr mehrere zusammenhängende Gedanken fassen,

dann kann ich das Denken ja auch gleich lassen.

Meine Aufmerksamkeit ist nicht mehr bei mir,

wird fremdgesteuert, wie bei einem Tier.

Aber irgendwie ist auch alles gut!

Hast du hier eventuell den WLAN Code?

Oh Dopamin, Oh Dopamin!