Der World Mental Health Day am 10. Oktober erinnert uns einmal jährlich an unsere psychische Gesundheit
Reicht das?!
Ich mach’s kurz: Es sollte jeden Tag Mental Health Day sein.
Natürlich geht dann der Effekt verloren, dass es was besonderes ist. Also auf „Weltebene“ einmal jährlich darauf aufmerksam zu machen, macht vermutlich Sinn.
Auf individueller Ebene solltest du definitiv täglich was für deine psychische Gesundheit tun!
Frage an dich: Wie oft am Tag checkst du deinen Handy Akku?
Ist es nicht spitze, dass uns unsere technischen Geräte ständig ihren Ladezustand mitteilen?
Und dass bei niedrigem Ladestatus der Akku rot angezeigt wird?
Und wenn dieses Warnsignal ignoriert wird, erfolgt sogar ein Pop Up bei 20% und bei 10% – wir erhalten die Möglichkeit, auf den Stromsparmodus umzuschalten. Das Display wird dunkler, nur um länger durchzuhalten, zum Beispiel.
Eine erneute Warnung kommt kurz vorm Ausschalten.
Kurz bevor das System runtergefahren werden MUSS, weil keine Energie mehr da ist.
Klasse, oder?
Ich stelle mir häufig vor, wie unsere Welt aussähe, wenn über unseren Köpfen so eine Akku-Anzeige wäre, wie auf unseren Smartphones, Tablets, Laptops und Co. Wenn der Balken klein und rot werden würde, bei 20% und 10% – und wir dann wählen könnten, ob wir das einfach schließen und weitermachen, oder ob wir auf den Stromsparmodus umschalten.
Noch eine Frage an dich: Wenn du so eine Akku Anzeige über deinem Kopf hättest, mal Hand aufs Herz: wie viel % stünde da grade jetzt, in diesem Moment?
Hättest du häufiger einen roten Balken?
Ein Pop Up?
Würde vielleicht deine Kleidung dunkler, deine Ausstrahlung zurück gefahren, nur um länger durchzuhalten?
Und wie lädst du wieder auf?
Wie wäre das, im Umgang mit anderen Menschen, wenn du ihren Akku sehen könntest? Wie würdest du mit roten Balken umgehen?
Das wär was, oder?
Du könntest richtig dabei zusehen, wie dir bei Dingen, die dir richtig gut tun, der Akku geladen wird und sich füllt – und wie er sich leert, bei den anderen Dingen.
Das wäre ein gigantischer Gamechanger – denn nicht nur du könntest das sehen, sondern alle anderen auch.
Wir könnten sofort in einer großen Menge an Menschen die sehen, die voller Energie sind und die, die ihre Mental Health grade etwas strapazieren – und auf sie zugehen, sie umarmen und fragen, wie wir unterstützen können.
DAS wäre die Pflege der psychischen Gesundheit an jedem einzelnen Tag.
Heute ist World Mental Health Day 2022. Ein guter Tag, um über sowas zu sinnieren.
Sowie morgen. Und übermorgen. Und an jedem anderen Tag.
Wie kannst du dir diesen Akku über dem Kopf aneignen?
Rein technisch hab ich für meine Idee keine Lösung – aber: Wir können einfach immer wieder, öfter, häufiger über unsere mentale Gesundheit sprechen und somit den über uns schwebenden Akku in unseren Sprachgebrauch aufnehmen.
Die Standardfloskel „Wie geht es dir?“ könnte, wenn der Rahmen passt, du den Menschen schätzt, ihr eine gewisse Nähe & Vertrauen habt, tiefer geschickt werden. Statt ein banales „Jo, passt!“ zu akzeptieren, könntest du sagen:
Ne, erzähl mal wirklich, wie es dir geht! Ich hab Zeit und ich möchte es gern wissen! Was beschäftigt dich? Was belastet dich? Was macht dir grade richtig Freude? Wofür bist du dankbar?
Die Fragen sind natürlich frei wählbar – sie würden dich jedoch deutlich tiefer an die andere Person ran bringen und euer Gespräch auf ein neues Level heben.
Und das soll was verändern?
Definitiv JA!
Wir Menschen haben es selbst in der Hand, worauf wir unseren Fokus lenken.
Wir werden aber auch so sozialisiert, dass Schwäche zeigen, mit aktuellen Dingen nicht gut umgehen können, nicht so richtig gut anerkannt sind. Wir trauen uns also eher weniger, uns von allein zu öffnen.
Mentale Gesundheitsprobleme nehmen massiv zu!
Laut Psychreport der DAK vom März 2022 haben wir einen neuen Höchststand erreicht. Wir haben also ein echtes Problem: Teile unserer Gesellschaft, unsere Freunde, Familien, Brüder und Schwestern leiden an ihrer psychischen Gesundheit – und wir bemerken es erst sehr spät.
Wie schön wäre es, wenn das zukünftig einfach immer Thema wäre?!
Es würde sich…
- niemand mehr schämen, grade besonders traurig, ängstlich oder unsicher zu sein
- viel häufiger jemand dazu bekennen, dass es ihr oder ihm auch schon mal so ging
- schneller zu Lösungen, Ideen zur Unterstützung, gute TherapeutInnen Empfehlungen und Co. entwickeln
- sehr vieles entspannen.
Was du konkret tun kannst.
Wenn dich das berührt und bewegt, dann bitte sprich darüber.
Frag andere Menschen, wie es ihnen wirklich geht und öffne auch du dich, wie es dir geht.
Unsere Mental Health ist nicht unantastbar. Je schneller wir es schaffen, das zu akzeptieren und uns darum zu bemühen, dass alle die, die unter Stress, Belastung, Krieg, Pandemie oder ihrem eigenen Paket zusammen brechen, sich dafür nicht auch noch selbst scheisse finden und ihnen schneller geholfen werden kann.
Denn: Wenn jemand ein Bein gebrochen hat: Würdest du sie fragen, ob sie mit dir einen Marathon laufen kann? Vermutlich nicht.
Aber: Wenn jemand eine psychische Erkrankung hat, ist die nicht so klar erkennbar, wir das gebrochene Bein. Kein Gips, kein Pflaster. Vielleicht nur müde Augen. Vielleicht einfach etwas mehr Rückzug, weniger Gesprächsbeteiligung. Vielleicht bemerkst du es auch einfach nicht, weil wir MeisterInnen darin sind, das zu vertuschen.
Deswegen öffne den Raum dafür, dass alle die, die es grade betrifft, so sein dürfen, wie sie sind. Und wir gemeinschaftlich ein bisschen an ihrer Welt verbessern.
Falls es dir grade so geht:
Vielleicht bist du hier auf meiner Website gelandet, weil deine eigene psychische Gesundheit aktuell sehr strapaziert wird.
Wenn das so ist: Bitte öffne dich vor anderen Menschen. Wenn möglich: lasse dir helfen. Schäm dich bitte nicht!
Das kann passieren und es ist nicht deine Schuld!
Ich selbst habe 2015 eine Depression erlebt und die Umstände drum herum waren total in Ordnung. Ich bin trotzdem krank geworden, weil mein eigenes Paket viel zu schwer war und ich nicht wusste, dass das auch schlecht enden kann für mich. Ich habe mich für unkaputtbar gehalten.
Bitte tue das nicht.
Du wirst es schaffen!
Falls du nicht weißt, wo du dich hinwenden kannst:
Rufnummern Telefonseelsorge für Deutschland
0800.1110111 | 0800.1110222 | 116.123 – Dein Anruf ist kostenfrei!
Tel.: 0800 / 11 10 111
Tel.: 0800 / 11 10 222
Tel.: 116 123
Ich glaube an dich!
Du schaffst das!